Wenn Claudis Inneres Team laut wird: Hochsensibel, mit ADHS und trotzdem in Verbindung bleiben

Neulich stand ich mal wieder in der falschen Bibliothek in Hamburg. Ich war überzeugt davon, dass das Buch in Barmbek auf mich wartet. Ich gehe rein, finde nichts, suche schließlich in meinem Handy nach der Vorbestellung und da steht es schwarz auf weiß: Bramfeld, nicht Barmbek. Dieser Moment, in dem sich Selbstzweifel und Wut vermischen, er war sofort da. Ein paar Tage vorher dasselbe Spiel beim Arzttermin. Ich laufe wie selbstverständlich zum alten Standort, bis mir einfällt: Die Praxis ist längst umgezogen. Und ja, der Umzugszettel stand groß in der Bestätigungsmail. Nur hab ich’s, mal wieder, übersehen. Klingt nach Kleinigkeiten? Vielleicht.


Aber wenn du mit Hochsensibilität und/oder ADHS unterwegs bist, kennst du genau dieses Gefühl:


👉 Wie kann mir das schon wieder passieren?
👉 Warum sehe ich nicht einfach genauer hin?
👉 Was stimmt nicht mit mir?

Und genau dann meldet sich mein Inneres Team. Laut, ungefiltert, manchmal gnadenlos.

Zwischen Kritik und Klarheit: Wenn deine inneren Stimmen übernehmen

Als Coach arbeite ich viel mit dem Konzept des Inneren Teams, ein Modell aus der Kommunikationspsychologie, das beschreibt, dass wir aus vielen inneren Anteilen bestehen.


Nicht nur die eine Stimme im Kopf, sondern ein ganzes Ensemble: Kritiker, Perfektionisten, Ermutiger, Realisten, Angsthüter, Träumer …

Und das ist entscheidend:

  • Es gibt nicht nur den Inneren Kritiker

  • Sondern ein vielfältiges Team, das dich formen, begleiten und leider auch blockieren kann.

Mein Inneres Team live aus dem Kopf einer Hochsensiblen mit ADHS

Wenn mein ADHS-Gehirn wieder Chaos stiftet, sitzen sie alle an meinem inneren Konferenztisch – mein ganz persönliches Team:

1. Frau Grimm – Die Kritikerin

Sie trifft hart, wo es weh tut – scharfzüngig, unnachgiebig und mit erhobenem Zeigefinger. Sie glaubt, sie müsse mich wachrütteln, obwohl sie oft nur verletzt.

💬 „Wie dumm kann man sein?!“

2. Frau Takt – Die Antreiberin

Sie will Effizienz und Kontrolle – streng, sachlich und mit klarem Blick auf To-dos. Sie meint es gut, aber vergisst, dass auch Pausen Teil des Fortschritts sind.

💬 „Warum hast du das nicht geprüft?!“


3. Frau Flimmer – Die Selbstabwerterin

Sie flüstert, wo es besonders leise wehtut – feinfühlig, schnell verletzt und voller Zweifel. Sie will erklären, aber entzieht mir dabei meine Selbstwirksamkeit.

💬 „Das war mal wieder dein ADHS.“


4. Frau Weitblick – Die Beobachterin

Sie bringt Abstand und Klarheit – ruhig, wach und reflektiert. Sie sieht das Ganze, wenn ich mich im Detail verliere, und reicht mir die Hand zum Perspektivwechsel.

💬 „Es ist passiert. Du kannst draus lernen.“


5. Frau Funkel – Die Verbündete

Sie bringt Zuversicht, wo Zweifel nagen – leicht, warm, mit einem Augenzwinkern. Sie erinnert mich daran, dass Sanftheit auch eine Form von Stärke ist.

💬 „Durchatmen. Du wächst. Alles gut.“

Das Innere Team mit fünf verschiedene Frauen, die als Comic dargestellt werden.

Was ich als Coach beobachte und was du für dich mitnehmen kannst

Wenn mein Inneres Team laut wird, weiß ich heute: Das ist kein Rückschritt, sondern eine Einladung zur Reflexion. Es ist auch kein Zeichen von Chaos, sondern ein Spiegel deiner inneren Welt. Es zeigt dir, wo du stehst und was du brauchst. Statt dich mit deinem Kritiker zu identifizieren, lernst du, wer da wirklich spricht und wem du zuhören willst.

Und genau das beobachte ich auch in meinen Coachings:

  1. Das Innere Team meldet sich immer dann, wenn Menschen zwischen alten Mustern und neuem Wachstum stehen.

  2. Wenn sie in Bewegung sind.

  3. Wenn sie merken, dass sie auf etwas Wichtiges stoßen, aber noch nicht wissen, wie sie es halten sollen.

Eine kleine Einladung an dich

  • Wer spricht in dir, wenn du dich verurteilst?

  • Wer fehlt vielleicht noch in deinem Inneren Team?

  • Welche Stimme würdest du gerne öfter hören?

Coaching ist keine Reparatur, sondern Teamarbeit mit dir selbst

Ich begleite Menschen, die sich selbst besser verstehen wollen. Die gelernt haben, stark zu funktionieren aber auch neugierig auf ihre Sensibilität sind. Du musst nicht alles selbst in dir sortieren. Manchmal braucht es einfach nur eine achtsame Begleitung, um die richtigen Stimmen lauter zu drehen. Und eine, die sagt: Du bist nicht zu viel. Du bist genau richtig und du darfst wachsen.

Wenn du bereit bist, dein Inneres Team nicht länger gegen dich, sondern für dich arbeiten zu lassen, dann lass uns in einem ersten Coaching erkunden, wie das gelingen kann.

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